technische Untersuchung / Unfallschäden

Häufig, aber nicht immer sind die Ursachen von Verkehrsunfällen in menschlichem Fehlverhalten oder Fehleinschätzungen zu suchen. Verkehrsunfälle passieren auch ohne aktive Einflussnahme von Verkehrsteilnehmern durch Fehlfunktionen oder Versagen verkehrstechnischer Systeme. Die Untersuchung technischer Zustände der sicherheitsrelevanten Hauptbaugruppen (Lenkung, Bremsen, Reifen/Fahrwerk) verunfallter Fahrzeuge gehört deshalb zu den häufigsten Aufgaben des Unfallanalytikers.

Am Fahrzeug nach einem Unfall vorhandene Schäden sind beweissicher zu dokumentieren und bezüglich ihrer Kausalität und Plausibilität mit den weiteren Unfallspuren zu bewerten. Dabei sind z.B. Fragen zur Ursache von Beschädigungen zu beantworten (entstand ein Schaden als Ursache oder in der Folge eines Unfalles?) oder Feststellungen zu treffen, ob bestimmte Fahrzeugbaugruppen vor dem Unfall fehlerfrei funktionierten.

IMG_4789

An einem Sattelzug war der Druckluft-Versorgungskreis der Druckluftbremsen nach einem Unfall mit Überschlag drucklos und nicht mehr dauerhaft zu befüllen. Als Folge des Unfalles waren Leitungsbrüche im Druckluft-Versorgungssystem mit frischen Bruchstellen feststellbar, die durch außergewöhnlich starke Fahrerhausbewegungen während des Überschlages entstanden. Ein unfallursächliches Versagen der Bremsen lag nicht vor.

Ein Pkw war in den Gegenverkehr geschleudert und seitlich mit der Front eines entgegenkommenden Lkw kollidiert. Der Pkw-Führer wurde schwer verletzt. Die technische Untersuchung des Pkw zu möglichen unfallursächlichen Schäden ergab eintragungspflichtige  Bauartveränderungen an Fahrwerksteilen (ausgetauschte Feder-/Dämpferelemente) mit unsachgemäßen Einstellungen, die in extremen Fahrzuständen unfallbegünstigend gewirkt haben konnten. Da für die Bauartveränderungen keine amtliche Abnahmebescheinigung vorlag war die Betriebserlaubnis des Pkw - mit möglicherweise gravierenden Haftungsrechtlichen Konsequenzen - erloschen.

IMG_5241

Schaltzustände von Bedienelementen oder charakteristische Merkmale an Glühlampen oder Reifen lassen u.U. Rückschlüsse auf technische Zustände des Fahrzeuges beim Unfall zu. Feststellungen zu unzulässigen Bauartveränderungen (z.B. Entdrosselung von Krädern) oder verkehrsunsicheren Zuständen (z.B. abgefahrene Reifen) mit unfallursächlichem oder -begünstigendem Einfluss tangieren nicht nur strafrechtlich relevante Fragen, sondern sind häufig auch versicherungstechnisch / zivilrechtlich bedeutsam.

IMG_5184
IMG_5261

Zustand eines bis an die Verschleißgrenze abgefahrenen Reifens

nach einem Unfall war ein Reifen entlüftet und mit einem Schnitt beschädigt. Die Felge war mit Anlagerung von Steinmehl deformiert. Die Schäden enstanden nicht als Unfallursache (z.B. Knallpanne), sondern als Unfallfolge durch Bordsteinanprall

IMG_5490
IMG_5494

Nach einem Unfall wurde eine Beschädigung am Bremsschluch (Einstich) festgestellt Die angrenzenden Bauteile waren trocken und die Bremsleitungen befüllt. Bei Bremsbetätigung trat an der Einstichstelle spontan Bremsflüssigkeit aus. Die Schäden enstanden nicht als Unfallursache, sondern als Unfallfolge durch Einstich deformirter Fahrzeugteile beim Baumnanprall

IMG_5416

nach einem Unfall an einem Sicherheitsgurt vorhandene typische Merkmale einer Gurtbenutzung beim Unfall (Baumanprall)

Die Ergebnisse der technischen Untersuchung verunfallter Fahrzeuge fließen in die nachfolgende Unfallrekonstruktion als zu beachtende Randbedingungen, Daten, Spuren, Schäden und Zustände ein und werden zugleich als Beweismittel dauerhaft gesichert. Da sich der technische Fortschritt - insbesondere in der Automobilindustrie - rasant entwickelt, sieht sich auch der erfahrene Unfallanalytiker ständig mit neuen Systemen konfrontiert, deren Funktionen und mögliche Fehlerursachen erlernt und verstanden werden müssen. Um "auf dem neuesten Stand" zu bleiben, ist ständige Weiterbildung unerlässlich.

IMG_3574

Blinklicht-Glühlampe mit Wendelwarm-verformungen als typische Merkmale eines Einschaltzustandes beim Unfall

IMG_4490

H4-Glühlampe mit leichten Warmverformungen der Fernlichtglüh- wendel  als typische Merkmale eines Einschaltzustandes beim Unfall

IMG_5200
IMG_5222
IMG_2985
IMG_2951
IMG_2980

An einem verunfallten Leichtkraftrad war der Drehzahlsensor des Hinterrades nicht - wie vorgesehen - mit der Zündbox verbunden und eine Zündbox für die ungedrosselte Bauvariante montiert.Die technischen Maßnahmen zur Drossellung des Leichtkraftrades auf eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h waren unwiksam nicht realisiert und hatten zum Erlöschen der Betriebserlaubnis geführt.

Logo-Briefkopf
Titel